Leinen wirrwarr – Warum man mehrere Leinensets beim Drachenfliegen sinnvoll sind

Wenn man sich auf verschiedenen Onlinemedien bewegt die das Thema Drachenfliegen/Lenkdrachen haben, stößt man immer wieder auf die Frage nach der richtigen Flugleine.
Gerade auch Einsteiger in dem Bereich sind oft verunsichert.
Wenn man ein RTF Set (Ready to Fly) kauft, stellt sich die Frage zunächst nicht. In einem solchen Set sind der Drachen/die Matte, Flugleinen und Handschlaufen enthalten. Manchmal sogar ein Groundstake (zum sichern des Fluggerätes am Boden).
Damit hat man erst einmal alles was man braucht um den Drachen in die Luft zu bekommen.

Meiner Meinung nach sind die Leinensets aus den RTF Sets jedoch nur Mittelmaß. Zum einen was die Qualität angeht und auch die Reißfestigkeit. Es gibt natürlich Ausnahmen wo wirklich gute Leinensets beiliegen, aber das ist sehr selten der Fall. Vor allem nicht im Einsteiger/Allround Bereich.
Die Hersteller haben es aber auch nicht einfach. Einerseits will man ein gutes Paket schnüren das Lust auf Mehr macht, andererseits will man aber auch etwas daran verdienen.
Der Drache (oder die Matte) sind bei den Markenherstellern qualitativ nicht zu beanstanden. Da kann man auch nicht viel einsparen, das Produkt muss funktionieren und halten.
Also spart man meist bei den Leinensets und legt einfache Dyneema Leinen bei (Wikipedia zu Dyneema). Soweit so gut. Dyneema ist Standart bei den Leinen für Drachen.
Doch es gibt natürlich Qualitätsunterschiede bei den Dyneemafasern. Wie bei Fahrrädern. Nur weil dabei steht das eine Shimano Schaltung verbaut ist, heißt das nicht das man eine gute Qualität hat. Hochwertige Schaltgruppen schalten schneller, verschleißen weniger.
Bei Dyneema Leinen ist es so, dass hochwertige Sets schon vorgestreckt sind, dünner bei gleicher Bruchlast und wenn möglich vernäht und nicht geknotet sind. Manchmal auch zusätzlich poliert und beschichtet für geringe Reibung. Zudem ist die Dehnung geringer als bei günstigen Fasern. Je geringer die Dehnung umso besser ist die Lenkfähigkeit, heißt Linkimpulse werden direkter an den Drachen weiter gegeben.

So, und mal ehrlich, wenn man beispielsweise eine Lenkmatte für 50 € kauft, kann man nicht davon ausgehen das ein Leinenset für rund 22 € inbegriffen ist.

Soviel dazu.

Nun, warum man mehrere Leinensets braucht.

Die beiliegenden Leinensets sind für den Windbereich gedacht der für den jeweiligen Drachen angegeben ist.
Mal angenommen 2-7 Bft
Bei 3,5 bis 6 Bft funktioniert das Set sicher gut. Im unteren und oberen Bereich werden diese Leinen aber sicher keinen Spaß bereiten. Im oberen Bereich ist das weniger tragisch. Der Drache /die Matte fliegt halt solange bis die Leine reißt.
Das man Wind in dem Geschwindigkeitsbereich hat dürfte sehr selten der Fall sein, zumindest im Binnenland.
Anders sieht es im unteren Bereich von 2-3 Bft aus. Das kommt dann doch häufig vor und da will man ja auch fliegen wenn es geht.
Also braucht man dünnere Leinen mit weniger Bruchlast.
Angenommen die beiliegenden Leinen haben 50 daN Zugfestigkeit. Dann kann man für Schwachwind eine 25 daN Leine nehmen, vielleicht sogar nur eine 20 daN Leine.
Der Pendant für Starkwind wäre dann eine 70 oder 75 daN Leine.
Jetzt hat man mit 25 daN, 50 daN und 75 daN für alle Windverhältnisse die passende Leine in der Tasche. Das steigert den Einsatzbereich des Drachen enorm.

daN, kp und kg
Das sind die 3 gängigsten Messgrößen wenn es um die Reißfestigkeit von Leinen geht.
Am häufigsten findet man daN. Das ist ist Abkürzung für dekaNewton. 1 daN entspricht 1,02 kg.
vereinfacht kann man sagen 1 daN ist 1 kg Zugfestigkeit.
Kp findet man oft bei Leinensets die aus US Herstellung kommen. Kp ist die Abkürzung von Kilopond.
1 kp sind 0,98 daN bzw 0,999 kg
Vereinfacht gesagt kann man die Angaben von daN oder kp in Kilogramm gleichsetzen.

Welche Leinenlänge ist die richtige?
Da hängt unter anderem von der Größe des Drachen und den persönlichen Vorlieben ab. Und auch etwas von Einsatzbereich.
Die meisten RTF Leinensets haben eine Länge von 25 m. Das ist Standartlänge.
Prinzipiell kann man sagen, je größer der Drache, desto länger die Leinen. Macht wenig Sinn eine 3 m Matte an 20 m Leinen zu fliegen. Ebenso wenig Sinn macht es einen Little Arrow an 40 m Leinen in die Luft zu lassen.
25 m ist eigentlich schon eine gute Länge. Im Speedbereich nimmt man eher längere Leinen um dem Drachen viel Platz zu geben um Geschwindigkeit aufzubauen.
Ich persönlich fliege lieber an längeren Leinen. Das ist entspannter als kurze Leinen, die nunmal öfter Lenkbewegungen erfordern, da das Windfenster kleiner ist.
Da muss jeder selbst entscheiden was ihm mehr liegt.

Worauf soll man noch achten?
Es gibt zwei Varianten bei den Schlaufen, an denen der Drache bzw die Handschlaufen befestigt wird.
Die häufigere Variante ist die geknotete. Dabei wird die Schlaufe durch Verwendung eines doppelten Schlag gebildet.
Dyneema Leinen haben nämlich den Nachteil, das sie durch einen Knoten geschwächt werden. Mit einem doppelten Schlag minimiert man dieses soweit es geht.
Während eine 100 daN Dyneema Leine mit einfacher Schlaufe geknotet, kann das die Reißfestigkeit auf 65 daN herab setzen. Mit einem doppelten Schlag steigt sie auf ca 85 daN.

Aber auch mit dem doppelten Schlag setzt sich die Reißfestigkeit nunmal herab. Dies kann nur verhindert werden, wenn die Leinen vernäht werden. Dann entsteht keine Bruchstelle da sich die Last auf die Länge der Naht verteilt.
Hier ein Bild welches die Unterschiede zeigt:

Zudem muss man anmerken das wenn eine vernähte Flugleine reißt, sie dies in der Mitte macht. Da ist die höchste Dehnung und dadurch eben die Schwachstelle. Eine Leine die dort reißt kann man entsorgen, die ist hinüber.
Bei geknoteten Leinen reißen sie immer am Knoten, da dort die Schwachstelle ist.
Vorteil dabei ist, das man das Leinenset entsprechend kürzen, neu verknotet und weiter genutzt werden kann.
Das ist zwar ein wenig Fummelarbeit, spart aber am Ende den einen oder anderen Euro.

Fazit:
Es lohnt sich auf alle Fälle zusätzliche Flugleinen Sets anzuschaffen. Der Einsatzbereich eines Drachen oder einer Lenkmatte erhöht sich enorm und der Spaß steigt auch durch besseres Handling des Drachen /der Lenkmatte.
Bei einem Fluggerät reichen zunächst insgesamt 3 Leinensets. Je mehr Drachen oder Lenkmatten man besitzt, umso mehr Leinensets sollte man vorhalten.
Ob nun geknotet oder vernäht ist erst einmal nicht so wichtig. Allerdings ist der Aufpreis der vernähten Leinen jetzt auch nicht so groß als das man nicht sofort auch sich diesen „Luxus“ leisten kann.
Ich persönlich fliege hauptsächlich Climax Leinen. In verschiedenen Varianten, Stärken und Längen.
Eine Übersicht habe ich hier aufgelistet.

Ich hoffe ein wenig geholfen zu haben was Flugleinen beim Drachenfliegen angeht.
Falls Fragen sind, könnt ihr diese gerne in den Kommentaren hinterlassen.

3 Gedanken zu „Leinen wirrwarr – Warum man mehrere Leinensets beim Drachenfliegen sinnvoll sind

  • Pingback: Skymonkey Airtwister 1.8 im Test - Wie gut ist die Lenkmatte? - Lenkdrachenfliegen.de

  • 11. Dezember 2022 um 21:29
    Permalink

    Wird die Last nicht durch den Buchtknoten an den Anknüpfpunkten abgefangen?

    Antwort
    • 12. Dezember 2022 um 6:45
      Permalink

      Der Buchtknoten und der Anknüpftampen sind die stärkste Stelle.
      Die Last wird durch die Leine abgefangen. daher macht es sich ja auch stark bemerkbar wenn eine Leine sich stark dehnt.
      Die größte Last liegt am Knoten der Schlaufe an, mit der man den Buchtknoten schlauft.
      Bei geknoteten Leinensets reißt die Leinen zu 99 % an der Stelle.
      Bei vernähten Leinensets reißt sie irgendwo auf der Länge der Leinen

      Antwort

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