Flugleinen, warum man mehrere braucht

Viele Drachen bzw Lenkmatten werden RTF (ready to fly) ausgeliefert, also komplett mit Flugleinen und Handschlaufen.
Dabei muss man aber bedenken, das die mitgelieferten Leinen nur ein Kompromiss sind bezüglich Festigkeit, Präzision und dem angegebenen Windbereich der für den Drachen/die Matte angegeben ist.
Nicht zuletzt natürlich auch dem Preis.

In den allermeisten Fällen liegen normale Dyneema Leinen bei. Die Leinen an sich sind nicht schlecht und sind für den Anfang geeignet. Nachteil dieser Flugleinen ist jedoch, dass diese relativ dick sind und zum Nachlängen neigen. Soll heißen, je öfter man fliegt und das dann bei höheren Windgeschwindigkeiten werden die Leinen länger und das auch noch ungleichmäßig. Ungleich lange Leinen führen jedoch zu schlechter Kontrollierbarkeit des Drachen/der Matte. Man muss ab und an nachmessen ob links und rechts noch gleich lang sind und entsprechend die Leinen kürzen.

Hat man ein Leinenset erwischt welches qualitativ schlecht ist, hat man auch das Problem das die Flugleinen sich wie Gummibänder anfühlen können. Das merkt man wenn man versucht präzise zu fliegen und ständig nachkorrigieren muss um eine saubere Linie zu fliegen. Gleiches gilt auch bei Wendemanöver am Windfensterrand. Man muss stärkere Lenkbewegungen ausführen weil ein Teil des Lenkimpuls in der Leine verloren geht.

Was die Reißfestigkeit der mitgelieferten Flugleinen angeht, muss der Hersteller ebenfalls Kompromisse eingehen. Entweder er legt ein Set bei welches auf die maximale Reißfestigkeit ausgelegt ist, dann sind die Leinen entsprechend dick, oder er geht einen Mittelweg, dann kommen die Leinen jedoch an der oberen angegebenen Windstärke an ihre Grenzen und können dann leicht reißen. So oder so kann er nicht allen recht machen.

Das ist aber auch nicht die Aufgabe eines RTF Set. Dieses dient nur dazu, einen Drachen den man gekauft hat, sofort in die Luft zu bekommen und Spaß zu haben. Und das dürften wohl alle RTF Sets bewerkstelligen können.

Links: Powerline Extreme 60 daN
Mitte: RTF Leinenset 70 daN
Rechts: Powerline extreme 80 daN

Will man irgendwann mehr, muss ein Upgrade her bezüglich der Leinen.
Alle Drachen/Matten haben eine empfohlene Leinenstärke. Die sollte im besten Fall auf der Anleitung zu finden sein, ansonsten auf der Webseite des Hersteller.
Daran kann man sich als erstes Orientieren.
Hat man eine 75 daN Leine, sollte das erste Upgrade eine Leine in gleicher, oder minimal anderer Bruchlast liegen.
Hochwertige Flugleinen haben immer einen kleineren Durchmesser als RTF Flugleinen im Einsteigerbereich.
Dünnere Flugleinen bewirken jedoch sofort eine spürbar bessere Performance der Lenkmatte. Allein schon die Geschwindigkeit erhöht sich bei identischen Windstärken. Das liegt daran das der Windwiderstand deutlich geringer ist. Dünnere Flugleinen „schneiden“ besser durch die Luft, was sich auf die Geschwindigkeit auswirkt. Zudem sind sie leichter und hängen dadurch weniger durch, was der Präzision zugute kommt.
Leichte Flugleinen haben auch den Vorteil, das man die Lenkmatte bei wenig Wind besser in die Luft bekommt.

Das zweite Upgrade sind dann weitere Leinensets für die Lenkmatte.
Wie schon geschrieben sind die RTF-Flugleinen immer ein Kompromiss und sollen nach Möglichkeit den kompletten Windbereich abdecken, der für die Lenkmatte angegeben ist. Aber nach unten ist noch viel Luft.
Bleiben wir mal bei den 75 daN Flugleinen als RTF Ausstattung.
Diese Flugleinen nehmen wir dann, wenn sich die Windstärke am oberen angegebenen Windbereich bewegen. Angenommen die Lenkmatte ist für den Windbereich 2-6 Bft ausgelegt. Dann kann man für Windstärken 5-6 diese Leinen nutzen.
Hat man aber nur 2-3 Bft an Wind, sind diese Flugleinen weniger gut geeignet. Für solche Fälle sollte man ein Set mit 50 oder 55 daN nutzen. Vielleicht sogar ein 40 daN Set, da muss man sich herantasten wie weit herunter man gehen kann. Kommt auch immer etwas auf die Lenkmatte und deren Zugkräfte an.
Grundsätzlich kann man sagen, hängen die Flugleinen durch, sind sie zu stark dimensioniert. Dann sollte man auf dünnere Leinen wechseln.

Ein Teil meiner Leinensets in der Aufbewahrungsbox

Wenn ihr Zweifel habt welche Flugleinen aktuell die richtige ist, immer zuerst das Set mit der höheren Bruchlast nehmen. Sollte sich zeigen das die Flugleinen zu stark durchhängen, die Lenkmatte vom Himmel holen und die dünnere Leine anknüpfen.
Mit etwa mehr Erfahrung werdet ihr aber schnell abschätzen können, welche Flugleine gerade die passende ist.

Da man in den allermeisten Fällen irgendwann sowieso mehrere Lenkmatten hat, lohnt es sich ein komplettes Set an Flugleinen anzuschaffen.
Ich nutze eigentlich nur die Flugleinen von Ockert, die Profiline und die Powerline Extreme.
Schafft man sich davon die Leinenstärken 38, 55, 75 und 100 daN an, ist man bei Lenkmatten bis 1,5 m Spannweite bestens ausgestattet und für alle Windverhältnisse ausgerüstet und bleibt deutlich unter 100 € Investition (Leinensets in 25 m Länge). Hat man noch Lenkmatten von bis zu 2,2 m Spannweite, kann man die 130 daN Leine noch dazu nehmen.

Ihr seht, mit dem passenden Flugleinenset kann man noch eine Menge herausholen aus einer Lenkmatte (bei Lenkdrachen natürlich genauso).
Und die Kosten dazu bleiben zunächst noch im Rahmen. Profiline Leinensets kosten zwischen 20 und 28 €. Allemal günstiger als sich eine neue Lenkmatte zu kaufen. Und Flugleinen kann man gar nicht genug haben, vor allem wenn der Bestand an Drachen oder Lenkmatten im Laufe der Zeit steigt.

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